Ob ich Lust hätte, acht Tage lang durch Schottland zu wandern, fragte Gabi. Ein paar Tage später, lag schon der passende Wanderführer im Postkasten. Was wir letztes Jahr am West Highland Way erlebt haben, was Midges sind, und warum man lernt, gelassen zu sein – das erfahrt ihr in diesem Reisebericht.
Dass es in Schottland schon mal regnen kann, wussten wir. Das war wohl auch der Grund, warum wir unseren Ponchos, gleich zu Beginn der Reise, einen Namen gaben. Schließlich würden wir in den nächsten Tagen etwas Zeit miteinander verbringen. Dass Peter Poncho dann aber tatsächlich an 6 von 8 Tagen außerhalb des Rucksacks verbrachte… davon ging, ehrlich gesagt, niemand aus. Ein Schotte fasste das Wetter recht passend zusammen. Zur Tatsache, dass es viel regnet, meinte er: “Well, that’s Scotland! What did you expect?” Nach einer kurzen Pause fing er zu lachen an: “No, I’m just joking. It’s true, even for Scotland, terrible weather!”.

West Highland Way Basics
Aber der Reihe nach, hier sind die Basics: Gestartet wurde in Glasgow, genauer gesagt am Bahnhof von Milngavie. Die Aussprache dieser Stadt ist eine Kunst für sich, man sollte daher beim Ticketschalter etwas mehr Zeit einplanen. In acht Etappen ging es dann, in Richtung Norden, in das rund 150 km entfernte Fort William. Die durchschnittliche Länge der Etappen lag bei 20 km. Wir haben uns dazu entschieden in Unterkünften bzw. Hütten zu schlafen, theoretisch wäre es auch möglich, im Zelt zu übernachten.
Tag 1
Milngavie – Drymen | 19 km
Als wir am Tag der ersten Etappe im Hotelzimmer aufwachten, fehlte ein wichtiges Accessoire. Unsere Rucksäcke hatten beschlossen, am Flughafen in Wien zu bleiben – sie kannten wohl den Wetterbericht. Da sie jedoch um 7:31 tatsächlich nachgeliefert wurden, konnten wir wie geplant starten. In relativ kurzer Zeit waren wir von der Fußgängerzone in Milngavie mitten in der Natur angekommen. Durch eine wunderschöne Landschaft ging es zum 850 Einwohner Dorf Drymen. Eine ehemalige, umgebaute Kirche war die Unterkunft der ersten Etappe. In Drymen befindet sich übrigens auch das älteste Pub Schottlands. Wenn das nicht ein Grund ist, hier den Abend zu verbringen.






Tag 2
Drymen – Rowardennan | 22,5 km
Am zweiten Tag machten wir uns das erste Mal Gedanken über die so genannten Midges. Das sind beissende Mücken, welche teilweise in so großer Anzahl vorkommen, dass sie als schwarze Wolken, bereits von Weitem zu erkennen sind. Laut dem “Midges Forecast” sah es nicht gut aus, für die nächsten Tage. Daher rüsteten wir uns in einem kleinen Shop mit einem Anti-Midges-Spray aus. Jedoch waren wir skeptisch ob wir ihn A, überhaupt brauchen und B, ob er dann tatsächlich hilft. Beide Fragen sollten noch am gleichen Tag beantwortet werden. Die schlechte Nachricht: Der Spray wurde absolut gebraucht. Die gute Nachricht: Er wirkte gar nicht so schlecht wie gedacht. Noch eine gute Nachricht, die wir in den nächsten Tagen herausfinden sollten: Durch den Regen und Wind, blieb der Kontakt mit diesen kleinen Quälgeistern auf ein geringes Maß beschränkt.




Tag 3
Rowardennan – Inverarnan | 22,5 km
Nach dem wohl umfangreichsten Frühstück des West Highland Way, ging es am östlichen Ufer des Sees entlang. Wie jeden Tag war ich gespannt, wie die Unterkunft an diesem Tag wohl aussehen würde. Gabi und ich hatten vereinbart, dass sie alle Unterkünfte im Vorhinein bucht, ohne mir Details zu nennen. Am ersten Tag war es eine umgebaute Kirche, am zweiten Tag ein richtiges Hotel, was kommt als nächstes? Das letzte Bild dieses Tages verrät es.








Tag 4
Inverarnan – Tyndrum | 19,5 km
Okay, ich habe versucht für diesen Tag einen Text zu schreiben, der sich nicht um das Thema Regen dreht. Aber dieser war am Tag 4 so stark, dass dies fast unmöglich ist. Dafür verzichte ich auf ein Bild meiner aufgeweichten Füße, nachdem sie 10 Stunden lang in durchnäßten Schuhen verbrachten. Auf Wunsch kann dieses jedoch gerne per Mail nachgeliefert werden. Aber hier kommt das Positive: Es ist schön, wie gelassen man bei so einem Wetter werden kann – man muss doch sowieso nur von A nach B gehen. Was macht da ein bisschen Regen schon? Und ein Hoffen, ob die Schuhe bis morgen trocknen, ist auch nicht mehr notwendig. Man kennt die Antwort bereits.







In Tyndrum angekommen signalisierte uns ein Schild, dass hier der letzte Shop für die nächsten 44 km war. Bei so einem genialen Marketing muss man einfach seinen Müsliriegel-Vorrat wieder aufstocken, stimmt’s? Außerdem hat es gerade aufgehört zu regnen.
Danke für dein Interesse an meinem Reisebericht!
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